Amanlis Butterbirne
Früherer Name: AT Falbenthaler Hangbirne (Falbenthal), Beurré d’Amanlis, Wilhelmine, Hängebirne
Die Herkunft der alten Sorte ist unsicher, sie ist um 1800 entweder in Frankreich oder in Belgien entstanden. Seit 1874 wurde sie in Deutschland zum Anbau empfohlen und war lange Zeit eine der Standardsorten. In früheren Zeiten war sie wegen ihres süßen Geschmacks und ihrer reichen Tragbarkeit sehr geschätzt.
Frucht
groß, bis etwa 8 cm breit und 9 cm hoch, meist dickbauchig- birnförmig, Bauch oft fast in der Mitte
Gestalt
veränderlich
Fleisch
sehr saftreich, butterhaft schmelzend, fast aufdringlich süß.
Reife
MitteHerkunft September, bis Ende September haltbar
Verwendung
mittelfrühe Tafelbirne, auch zu Kompott und zum Dörren
Baum
wächst kräftig und bildet mittelgroße bis große Bäume mit deutlich herabhängenden Ästen, deshalb Synonym „Hängebirne“; die Blätter sind stark gewellt; Sorte ist gesund, trägt früh und reichlich, gedeiht in jedem warmen, leichten Boden und ist in Deutschland nicht empfindlich gegen raue Witterung; Früchte hängen nicht sehr fest.
Herkunft
Falbenthal (Altbaum wurde ca. 2012/2013 entfernt).
Friessche Birne
Arbeitsname: Friessche Birne (Weißenburg).
Die unbekannte Sorte wurde in einem Privatgarten in Weißenburg aufgefunden. Der mächtige, eichengroße Baum hat ein sehr hohes Alter. Weitere Bäume der Sorte sind nicht bekannt.
Gestalt
klein bis mittelgroß, eirund, am Kelch etwas abgeflacht.
Fleisch
sehr saftig, aber nicht gewürzt.
Reife
Anfang bis Mitte September, nur kurz haltbar.
Verwendung
Tafelbirne.
Baum
stark wachsend.
Herkunft
Weißenburg, Privatgarten an der Schönau.
Kleemanns Dörrbirne
Von der früh reifenden Sorte ist nur ein Altbaum in Windsfeld bekannt. Aufgrund ihrer Fruchteigenschaften handelt es sich vermutlich um eine Dörrbirne. Ein Sortenname ist, wie oft bei Altbäumen, bei den Besitzern nicht mehr bekannt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es eine in Vergessenheit geratene historische Hauptsorte.
Gestalt
klein, kreisel- bis kegelförmig.
Fleisch
wenig saftig, süß.
Reife
Mitte bis Ende August.
Verwendung
Dörrbirne.
Baum
stark wachsend, glänzendes Laub.
Herkunft
Windsfeld, im Garten der Gastwirtschaft „Schwarzer Adler“.
Gelbe Saftbirne
Die saftreiche, früh reifende Sorte ist bisher nur aus einem Privatgarten in Polsingen bekannt. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand handelt es sich um eine Birne mit regelmäßigem Massenertrag. Ein weiterer Baum dieser Sorte steht eventuell in Eichenberg.
Gestalt
mittelgroß, gestaucht birnförmig, mit kurzer, aufgesetzter Spitze.
Fleisch
sehr saftig, angenehm süßsäuerlich.
Reife
Mitte August.
Verwendung
Tafelbirne zum Frischessen.
Baum
schwach wachsend, Zweige überhängend.
Herkunft
Polsingen, Privatgarten.
Trumbirne
Früherer Name: AT Grüne Plumpbirne (Polsingen) bzw. AT Kugelbirne (Ettenstatt). Weitere Bezeichnungen: Drummbirne, Trummbirne.
Die Trumbirne ist eine sehr alte Sorte ungewisser Herkunft. Sie wurde bereits 1814 erwähnt und ist höchst wahrscheinlich eine der wenigen fränkischen Lokalsorten. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt im westlichen und südwestlichen Franken. Im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen sind noch ## Altbäume bekannt. Seit vielen Generationen wurde die Sorte jedoch nicht mehr empfohlen und vermehrt.
Gestalt
mittelgroß, stumpf kegelförmig bis eiförmig-rundlich; Schale gelb mit leuchtender orangerot verwaschener Deckfarbe, zahlreiche Schalenpunkte
Fleisch
gelblichweiß, grobzellig, saftig, Geschmack süßsäuerlich, leicht adstringierend
Reife
Mitte bis Ende August, ca. zwei Wochen haltbar VERWENDUNG sehr gute Mostbirne, auch Einmach- und Dörrbirne
Verwendung
Mostbirne, früher wohl auch Tafelbirne.
Baum
bildet sehr starke langlebige, gesunde Bäume mit auffällig dicken Langtrieben
Herkunft
Ettenstatt (074) bzw. Polsingen (095).
Realsmühler Birne
Ein außergewöhnlich alter Baum dieser Sorte wurde an der Realsmühle bei Ebenried nahe Allersberg aufgefunden. Die ansprechenden Früchte sind süß und wohlschmeckend, aber nicht schmelzend. Weitere Bäume dieser Sorte sind nicht bekannt.
Gestalt
mittelgroß, birnförmig, oben abgestumpft.
Fleisch
sehr saftig, süß, gerbstoffarm, etwas körnig.
Reife
Ende August bis Anfang September.
Verwendung
zum Frischessen, für Kompott, als Mischfrucht auch zum Mosten.
Baum
stark wachsend.
Herkunft
Realsmühle bei Ebenried (Landkreis Roth-Hilpoltstein).
Rote Pfalzgräfin
Früherer Name: AT Rote Rostbirne (Bubenheim)
Weitere Bezeichnungen: Große Pfalzgräfin, Rote Pfalzgrafenbirne, Falschgreifer (Markt Berolzheim, mundartlich), Falschgreefer (Hetzles, mundartlich), Jaköbele (Baden).
Bereits der Naturforscher Valerius Cordus erwähnte um 1540 eine Pfalzgrafenbirne. Dieser Name wurde jedoch mehreren Sorten gegeben. Um 1850 waren die Große oder Rote und die Kleine Pfalzgräfin zwei in Franken sehr beliebte und geschätzte Birnensorten, die damals zu den fünf häufigsten Sorten zählten. Bis 2013 waren jedoch beide verschollen. Aufgrund von Namensnennungen konnte schließlich zweifelsfrei die Rote Pfalzgräfin identifiziert werden. Auch die Kleine Pfalzgräfin wurde in Oberfranken wieder aufgefunden.
Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind derzeit fünf Altbäume bekannt und auch in Oberfranken sowie im Nürnberger Land konnten mittlerweile Altbäume gefunden werden. Auch eine scheinbare badische Lokalsorte namens „Jaköbele“ dürfte die Rote Pfalzgräfin sein, ein Beweis für ihre frühere weite Verbreitung.
Frucht
mittelgroß, birnförmig, 60 bis 80 mm lang, öfters etwas krumm; Stiel mitteldick, um 30 mm lang; Schale dick, rau, oft völlig berostet, sonnenseits braunrote Deckfarbe mit helleren Schalenpunkten.
Fleisch
weißgelb, sehr saftig, grobkörnig, deutlich gewürzt, etwas zusammenziehend, vor allem bei zu früher Ernte.
Reife
Ende September, etwa vier Wochen haltbar.
Verwendung
vor allem Wirtschaftsbirne (Dörren, Saft, Brennen), zum Frischessen muss sie am Baum ausreifen.
Baum
mittelstark wachsend, robust, Krone kugelförmig bis hochgewölbt, sehr alt werdend.
Herkunft
Bubenheimer Berg.
AT Pseudo-Sparbirne (Bräumühle)
Der sehr alte, deutlich veredelte Birnbaum stand am Nordrand von Weißenburg an der Zufahrt zur Bräumühle. Die unbekannt Sorte wurde nur hier gefunden. Der Altbaum wurde etwa 2013/2104 – ohne Not – abgesägt und beseitigt.
Die früh reifende Sorte konnte bisher nicht pomologisch bestimmt und hinreichend dokumentiert werden, auch wegen ihrer sehr unregelmäßigen Tragbarkeit.
Frucht
klein bis mittelgroß, kreisel- bis birnförmig, oben nur leicht eingezogen; Schale grüngelb mit vielen Schalenpunkten, nur selten mit wenig roter Deckfarbe, gelegentlich mit Rostflecken; Stielansatz oft fleischig und zur Seite gedrückt. Kelchblätter lang und schmal. zugespitzt.
Fleisch
Unbekannt
Reife
Anfang bis Mitte August, ein bis zwei Wochen haltbar
Verwendung
Unbekannt
Baum
starkwüchsig, breitkronig
Herkunft
Bräumühle bei Weißenburg.
Pseudo-Muskateller
Weitere Bezeichnungen: Wasserbirne (Kattenhochstatt und Weimersheim), Muskatellerbirne (Weimersheim).
Die reich tragende, würzig schmeckende Sorte konnte bisher an mehreren Stellen im Landkreis aufgefunden werden, teilweise mit Lokalnamen. Obwohl es sich sicher um eine alte Hauptsorte handelt, konnte der pomologische Name bisher nicht ermittelt werden. Altbäume sind von Gundelsheim, Kattenhochstatt, Markt Berolzheim, Trommetsheim, Weimersheim, Weißenburg und Zimmern bekannt.
Gestalt
mittelgroß, kegelförmig, ungleichhälftig, Stiel oft zur Seite gedrückt.
Fleisch
sehr saftig, etwas zusammenziehend, deutlich gewürzt.
Reife
Ende September bis Anfang Oktober.
Verwendung
Zum Mosten, Brennen und Dörren.
Baum
mittelstark wachsend, mit zahlreichen sparrigen Ästen.
Herkunft
Markt Berolzheim.
Kleine Dettenheimer
Arbeitsname: Kleine Dettenheimer (Dettenheim).
Knapp westlich von Dettenheim gegen Graben/Grönhart steht an der Straße ein kleiner Baum dieser Sorte. Die spät reifende Birne besitzt einen hervorragenden Geschmack, so dass hier sicher eine historische Hauptsorte vorliegt. Eine pomo¬logische Bestimmung gelang bisher jedoch nicht.
Gestalt
klein bis mittelgroß, kegelförmig.
Fleisch
angenehm süßsäuerlich, gewürzt.
Reife
Mitte Oktober bis Anfang November.
Verwendung
Tafelbirne.
Baum
klein, schwach wachsend.
Herkunft
Dettenheim.
Jammerbirne
Arbeitsname: Jammerbirne (Ursheim).
In einem Privatgarten am Schmiedsberg in Ursheim wächst ein mittelgroßer Baum dieser pomologisch noch nicht bestimmten Sorte. Der Baum liefert riesige Erträge von etlichen Zentnern. Weitere Bäume dieser Sorte wurden bisher nicht bekannt.
Gestalt
klein, kegelförmig.
Fleisch
saftig, süß.
Reife
Ende August bis Anfang September.
Verwendung
unbekannt, früher wohl zum Frischessen.
Baum
mittelgroß.
Herkunft
Ursheim.
Große Schöne Jungfernbirne
Früherer Name: AT Grüne Saftbirne (Trendel) bzw. AT Jungfernbirne.
Weitere Bezeichnungen: Schöne Jungfernbirne, La Belle Demoiselle, Gros certeau d’été, Große Sommerhonigbirne; Sommerhonigbirne, Glasbirne.
Die Sorte wurde mehrfach im südwestlichen Mittelfranken gefunden. Der entscheidende Hinweis zur Bestimmung stammt aus Obermögersheim, wo die Birne noch unter dem althergebrachten Namen Jungfernbirne bekannt war. Durch Literaturvergleich konnte die bisher völlig verschollene Sorte identifiziert werden. In den Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen konnten neun teils sehr alte, riesige Bäume dieser Sorte gefunden werden. Auch bei Coburg konnte ein Altbaum der Jungfernbirne identifiziert werden.
Ihre Herkunft ist unklar, aber sie stammt vermutlich wie viele Birnensorten aus Frankreich. Schon vor 1800 war sie jedoch in Deutschland verbreitet worden.
Frucht
klein bis mittelgroß, bauchig birnförmig, öfters auch kegel- bis eiförmig, Hälften meist ungleich; Grundfarbe gelbliches Grün, später gelbgrün, sonnenseits mit braunrötlicher Farbe angeflogen; Stiel am Ansatz fleischig oder durch Fleischbutz zur Seite gedrückt; Kelch oft mit Rostspuren, öfters auch Rostfiguren auf der Schale; ohne Geruch.
Fleisch
schneeweiß, vollsaftig, rauschend, süß weinsäuerlich müskiert.
Reife
Ende August bis Anfang September, muss vorreif gebrochen werden,
dann etwa zwei Wochen haltbar
Verwendung
Tafelbirne zweiten Ranges, aber vor allem Wirtschaftsbirne, besonders auch zum Dörren.
Baum
wird sehr groß und stark mit viel hängendem Holz, wird aber spät fruchtbar, dann jedoch mit regelmäßigem hohem Ertrag.
Herkunft
Trendel (105) bzw. Obermögersheim (135)
Schmeckerbirne
Von dieser saftigen und wohlschmeckenden, pomologisch noch nicht identifizierten Sorte sind im Landkreis zwei Altbäume bekannt. Sie stehen an der Straße zwischen Dettenheim und Grönhart und am Angelesbuck in Gundelsheim.
Gestalt
klein, rund, mit langem Stiel.
Fleisch
schneeweiß, vollsaftig, rauschend, süß weinsäuerlich müskiert.
Reife
glatt, gelb, sonnenseitig verwaschen bräunlichrot.
Verwendung
saftig, süß, aromatisch.
Baum
mittelgroß bis groß, pyramidal aufragende Leitäste, sehr robuste und fast regelmäßig reich tragende Sorte.
Herkunft
Karlsgraben zwischen Dettenheim und Grönhart.
Stadtgrabenbirne
Die optisch ansprechende, schöne Birne wuchs bis 2004 im nördlichen Weißenburger Stadtgraben am Ellinger Tor. Weitere Bäume dieser Sorte sind bisher nicht bekannt geworden. Auch ein pomologischer Sortenname konnte noch nicht zugeordnet werden.
Gestalt
mittelgroß, birnförmig, fast mittelbauchig, stielwärts abgestumpft.
Fleisch
saftig, süß, nicht schmelzend.
Reife
Mitte September.
Verwendung
Tafelbirne, auch zum Einmachen.
Baum
mittelgroß.
Herkunft
Stadtgraben Weißenburg.
Der Obstsortengarten ist in drei Abteilungen gegliedert:
Hauptsorten:
In der Abteilung Hauptsorten der Obstarche befinden sich alte, ehedem stark verbreitete Apfel- und Birnensorten, wie z.B. der Edelborsdorfer, die inzwischen nur noch von wenigen Spezialbaumschulen bezogen werden können.
Regionale Sorten:
Bei den Regionalen Sorten sind noch bekannte und regional verbreitete Sorten, wie z. B. der Wettringer Taubenapfel zu finden. Aber auch alte wohl nur lokal verbreitete Sorten, wie der Hürther Apfel sind aufgepflanzt.
Unbekannte Sorten:
Viele Sorten jedoch, die oft noch mehrfach in den Dörfern, auf alten Obstwiesen und an alten Wegrainen zu finden sind, sind bisher ohne Namen geblieben. Diese noch unbekannten Sorten konnten bisher pomologisch keiner Hauptsorte zugeordnet werden. Etliche Sorten führen deshalb lediglich einen Arbeitsnamen. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei unbekannten Sorten fast immer um sehr alte, früher meist deutschlandweit verbreitete Hauptsorten handelt. Deshalb ist zu erwarten, dass sich im Laufe der Zeit bei einigen der hier angepflanzten unbekannten Sorten Änderungen ergeben.